Monolog eines Schriftstellers

Es gibt Menschen, die nur schwer zu fassen sind. Es dauert Monate, Jahre und manchmal sogar Jahrzehnte. Ich kannte mal eine Frau, die habe ich erst nach fünf Jahren durchschaut. Und es gibt die, die wir niemals zu fassen bekommen.

Der Kaffee schmeckt nach bitterem, heißem Wasser, wenn man ihn in der Mikrowelle aufwärmt.

Die besten Gedanken kommen aus dem Bauch heraus, wenn ich zu lange darüber nachdenke, wird es unbrauchbar.

Wunderschöne Landschaften, bei denen es schwer fällt, nicht in kitschige Beschreibungen zu verfallen.

Aber nicht hier, hier fällt der Blick auf die Schnellstraße und die graue Wiese vor dem Haus.

Gedanken kommen mir überall, in der Bahn, im Auto, nachts in meinem Bett. Kurz vor dem Einschlafen kommen mir die besten Gedanken, dann rattere ich ganze Dialoge runter, entsinne großartige Szenarien, unglaublich intensive Landschaften. Und am nächsten Morgen, wenn ich sie aufschreiben will, sind sie weggeflogen.

Eine Elster zu sehen bringt Unglück, zwei hingegen Glück.

Habe ich schon erwähnt, dass der Kaffee bitter schmeckt?

Nur manchmal kann ich mich nachts dazu bringen, die Gedanken aufzuschreiben, zu diesem Zwecke habe ich ein kleines Notizbuch neben dem Bett liegen, aber ich schaue am nächsten Morgen nie rein.

Kann meine Schrift nicht entziffern.

*

Aus dem Glas strömt mir der abgestandene Geruch von schalem Bier entgegen. Ich ziehe ihn fest ein. Er erinnert mich an etwas.

 

Draußen arbeiten zwei Männer auf ihrem Hof. Das Geräusch der Kettensäge mischt sich mit dem der Waschmaschine von nebenan. Ich könnte jetzt rausgehen. Aber wozu?

Sanjak Rouens

studierte irgendwas in England und danach was an der Universität Leipzig. Außerdem arbeitete sie für ein Institut für evolutionäre Anthropologie.

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