Verleg Dich selbst, dann verlegt Dich Gott

Unlängst wurde der Wirt gefragt:

Hast Du vielleicht Kontakt zu einem Verleger? Ich würde die Gedichte gerne mal gebunden anfassen können. Nicht dass ich‘s nicht auch on demand machen könnte

Genau ein Autor und genau eine Autorin der Kaschemme wurden irgendwann von einem Verlag entdeckt.  Es kann also durchaus „einfach so“ passieren. Wobei ich das in diesem Fall einschränken möchte: Eher nicht. Nicht wegen der Qualität der Werke. Sondern weil ich ganz speziell Lyrik für schwer halte, um nicht zu sagen: ausgeschlossen. Poesie verlegt heutzutage keine Sau.

Bleiben nur Eigenverlag & Abzocker.

  • Eigenverlag verletzt natürlich eines Autoren Stolz und macht den Dichter innerhalb einer gewissen Szene, der es gerne mal ins Nasenloch regnet, zu einem Untermenschen.
  • Abzocker knöpfen einem 800 bis 8000 Euro ab, aber hinterher hat man das Gefühl, das Buch sei wirklich erschienen. Man darf es bloß nicht im Handel suchen. Und bloß nicht darüber nachdenken, dass sich irgendwo ein paar Arschlöcher darüber amüsieren, dass geltungssüchtige Lyrik-Trottel tatsächlich dafür zahlen, verlegt zu werden.

Mein Rat daher für Lyrik: Eigenverlag on demand. Was soll’s denn auch? Die sich das Maul zerreißen, die sollen sich zum Teufel scheren. Poetry rulez! Wer sich an einen echten Verlag wandte, der hat als Autor doch eh schon seine Seele verkauft, ist absolut kommerziell geworden, eine Schande für uns armen, aber dafür authentischen Poeten, etc., hä hä! Und Leute, seht es mal so: On demand liegt alles in Deiner Hand: Kannst auch noch ne CD reinpappen, mit Lesungen und Lautenmusik; oder Duftöl draufträufeln; ein Loch reinbohren; ganz egal, alles Deine Decision – das Ergebnis ist ein vollendetes Kunstwerk, kein beschissenes Wegwerf-Taschenbuch!

Das gilt aber nur für Lyrik. Kurzgeschichten kann man sehr wohl loswerden, die müssen dann aber richtig knallen. Und solche sieht man selten, selbst im verlegten Zustand.

Ausgesuchte Werke aus der Kaschemme werden „demnächst“ als Buch erscheinen. Der Wirt der Kaschemme macht dieses Buch übrigens auch „on demand“, denn er hat das Rumgezicke mit Verlagen satt. Diese Lektoren sitzen sich in ihren warmen Stuben den Arsch platt, zerstören unsere Texte und wundern sich, dass der Dichter von der kalten Straße nicht gleichzeitig sie, ihren teuren iMac plus den Edel-Fuhrpark des Verlegers finanzieren kann, denn ist ja das, was man unter „Diesen Autor zu verlegen lohnt sich“ versteht.

Autoren sitzen nicht in der Kutsche, sie sind noch nicht mal Kutscher, sie sind bloß die Pferde, und als solche liebt man nur die „Zugpferde“. Wer also einen Besteller-Krimi hat, oder eine Vampir-Schmonzette für schmachtende Teenager, der ist natürlich bei einem „Verlag“ besser aufgehoben und garantiert auch willkommen.

Aloha
der Wirt

PS: So manche Starthilfe bietet wege-zum-buch.de

Der Kaschemmenwirt

Gründer und Herausgeber des Literaturmagazin Zarathustras miese Kaschemme, welches seit 1989 in rein elektronischer Form erscheint und damit eines der ersten deutschen, wenn nicht europäischen Magazine seiner Art gewesen sein dürfte. Mag Literatur.

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