Die Mühe der Spurenbeseitigung
Sonntag, 26. Juni. Nach dem Kirchgang. Frau F. sprach mich an. Vermögende Frau. Sie habe über mich etwas läuten hören. Ihr Onkel habe einen Papagei, den er über alles liebe. Sie fürchte ihr verkalkter Onkel würde den Vogel als Haupterbe einsetzen. Frau F. bemerkte, sie würde sich mir gegenüber auch erkenntlich zeigen. 10.000 Mark für einen Vogel. Ich überließ ihr eine meiner Visitenkarten.
Montag, 27. Juni. Der Vogel war mit einem kurzen Griff erledigt. Leider überraschte mich der Hausherr gerade als ich dabei war, seinen geliebten Papagei zurück auf die Sitzstange im Käfig zu drapieren.
Um den alten Herrn vom Schreien abzuhalten, sah ich mich gezwungen, den leblosen Körper des Tiers als Knebel zu zweckentfremden. Wohl aufgrund des abrupten Sauerstoffmangels verschied der arme Mann, an dessen Tod mir im Grunde nichts lag.
Dennoch musste ich die Spuren verwischen. Ich biss also dem Vogel den Kopf ab, was mir unangenehm war aufgrund des Federkleids. Sodann spreizte ich den Mund des Toten und stopfte den Papageienkopf tief in seinen Rachen. Den Körper des Vogels legte ich dem Toten, den ich mittlerweile auf ein Sofa verfrachtet hatte, auf die Brust, so dass es letztlich den Anschein geben musste, der Vogel sei in einem irren Wahn seinem Herrchen im Schlaf in den Mund geflogen, worauf dieser ihn zwar aus einem Reflex mit den Zähnen köpfte, aber er leider daran erstickte. Mir schien das eine einleuchtende Erklärung für den vereinten Tod der beiden.
Dienstag, 28. Juni. Aus einer Zeitungsmeldung lese ich, das Haus des alleinlebenden Heribert F. sei aufgrund eines Kurzschluss abgebrannt. Das Feuer hätte den Mann im Schlaf überrascht. Sein Körper sei dabei völlig verbrannt. Ich frage mich, wozu ich mir die Mühe der Spurenbeseitigung gemacht habe.