Verschlagwortet: rituale
Krater in der Matraze
Sieben Uhr dreissig
Ich liege tiefe Krater in die Matratze
„Mein Motor stottert“, sag ich
„Wen wundert‘s, Du bist ja antriebslos“, sagt Rex, mein Freund
Ihm ist das R abhanden gekommen
Als hätte er seinen neuen Beziehungsstatus vorweggeahnt
Ich teile ihm die Neuigkeiten mit
Tagtraum
Ich will Schönes sehen, ich will Gefühle ausleben, die vergraben sind unter euren Haufen von Machen und Tun. Seht, was ihr getan habt, so vieles, Enttäuschungen füllen eure Vitrinen, enden in Pappkartons auf Flohmärkten, rumoren digitalisiert auf den Festplatten, vagabundieren im Gespinst eurer Vorsätze, verhallen in Hirnen
Die Taschenuhr
Sie hat viele Jahre meinem Vater gehört
Er ist längst tot
und ich weine ihm keine Träne nach
Er war ein harter Hund
Die Kultursau
Auf die Frage eines Einfaltspinsels, was der Morgensterngedichtband koste, antwortete er: bloß einen Ditscher, weil ein Gedicht fehle.
AH! THEISMUS!
… unser täglich Brot gib uns heute (Und pass auf, dass uns die Dritte Welt nicht wieder alles wegfrisst) / Und vergib uns unsere Schuld (Sonst pfuscht Dir da wieder der Ratzinger rein)…
Der Automat
Postamtsvorplatz an einem naßkalten Wintertag. Drei Frauen vor dem Briefmarkenautomaten, drei Generationen. Der Apparat ist kaputt.
Meine erste Nutte
Oh Gott war die hübsch!
Ich glaube sie kam aus Litauen, oder so.
Doch ihren Titten konnte
man es nicht ansehen.
Werthers Echte
Schon wieder steht so ein Opa vor der Ampel, Mercedes-Schieber par excellence: E-Klasse, vorzugsweise silbermetallic, auch schon mal travertinbeige: Rentnergold.
Sail away
Die Sherryflecken fressen sich ins Polster, Schmieröl vom Discounter für die schlappe Orgie. Canderelsüß wird hingelächelt, noch Haftcreme für den Zungenkuss, doch die Spucke schmeckt salzig und nach Fusel – zu schlundig, lässt den Kehlkopf schickern.