Cyberwar

Eine Hypermikrosatire, von deren Unwahrscheinlichkeit alle Hoffnungsfrohen überzeugt sind und die nur aus apotropäischen Gründen erzählt wird. Allen SF-Geschädigten zugeeignet, die zwar Sirius kennen, nicht aber ihre städtische Leihbibliothek mit frei zugänglichen Klassikern.

Das Visuakel von Del Phi Tron hat die kleine Geschichte, die ich euch erzähle, bereits drei Echtzeiträume früher auf den Lichtschirmen von Rest-Terra projiziert – jenen winzigen Gefängnisplaneten, auf dem SF-Autoren ihre zu kurzen Reststrafen abbüßen. Aber wie so oft mochte dem niemand Glauben schenken, da die rhadamantischen Orakel von der Diktischen Höhle jede Weissendung depiktoralisierten. Minos Minos der Jüngere überzeugte gerade die Lichtnymphe Pariasolar, seinen illuminiszenten Daimonidentraum aufzuladen, als die ersten Frühtau-Psycho-Konflikter in Ultrajetkings über den Bergen von Belsen erschienen, imaginär auf den Polyphemotoren, schon vorher als früher, schneller als rasend, Donnerwalhalla vor Blitzkrieg, takataktak, Granaten entbindend…in dieser Geburt der frühen Stunde zündeten die onirischen Simulatorenflaks zwar reihenweise Psycho Gamma Blocker. Die Kohorten der Eiligen Elektroliga kamen aber nicht mehr dazu, ihren Bionen Seducer, nicknamed „Old Sigi“, zu installieren. Die Fotonenblaslaster hatten bereits das gesamte Lichtfeld metaphosphorisch durchlöchert, und die holistischen Strickbrigaden hatte alle Cyberaugen voll zu tun. Dieses Manöver nannten die Historiografen später „Turner attack“ im Andenken an dessen Spruch „Mehr Licht“ (Es gibt aber informierten Biografen zufolge noch wenigstens 100 andere Maler, die beim Ableben diesen hochoriginellen Spruch über die Lippen brachten). Schlimmer war aber das transgressive Blood Eye Fever im posturbanolenten Interraum. Diese Epidemie, die sich über Sichtkontakte verbreitete, konnte erst durch die totale Verdunkelung, totaler und radikaler, als wir sie uns überhaupt noch vorstellen können, vorläufig eingeblindet werden. Die Neovirulisten um den blinden Seher Humphrey Theresias installierten Megareflektoren mit der zynischen Aufschrift „Schau mir in die Augen, Kleines“ und ikonifizierten damit den optischen Terror auch für die, die das blendende Elend nicht sehen wollten. Unnötig zu sagen, dass der akkustische Terror durch eine Technoscratchversion von „As time goes by“ ausgelöst wurde. Der illuminative Gegenterror, den Bonaventura mit seinem lichtmetaphysischen Powerplay entfachte, war aber auch nicht um einen metaphorischen Augenbreit besser als der Erleuchtungsschrecken, den er selbstgefällig reflektierte. Die Invisibilisten majorisierten durch diese dehumane Initiativen zwar die Overlook-Party, aber der Subliminaldiskurs blieb pseudopolitisch ohne sichtbare Ergebnisse. Schließlich diskoalierten die Peacestriker Partei und die abjekten Echtzeitler gegen die All Elekt(r)ohuman League. Die Abstimmung über die transorbitale Frontlinienkompetenz entgrenzte die Machtposition von Overlord Bernhard of Clairvaux zur militärischen Panoptipotenz. Der große Distributor verteilte brüderlich, aber tardando im Nanosekundentakt seine self fulfiling underdogs über das subliminale Risikofeld. Zunächst pulverisierten die Materiezerstäuber zwar erfolgreich das subatomare Rückgrat der Zweitausendundeins-Plateau-Partisanen. Schließlich versagten aber die Urbi et Orbi Detektoren des allmächtigen Vaty-Khans, und die Multimaxmonitore, durch permanentes Anti Screening verseucht, sendeten nur noch Simulationsberichte der Seeschlacht von Lepanto. Auch wenn die Kriegsfiktionsberichterstattung den Semihumanoiden Juan d´Austria Eugen als „warrior of the weak“ präsentierte, mechanisch Belagerungsspiele an Kinder verteilend, mochte kein Pseudoapparatnik diesem und anderen Durchhalteclips der Videonauten so recht trauen.

Im Feuerwerk explodierender Nachrichtensatelliten sang der Männerchor „Synthetikrüppel für den Frieden“ den einsamen Decoder Song, der die Geschichte einer intergalaktischen Good-Will-Tour der einst so berühmten Atomsprengköpfe Gottes, der so genannten Grahamisten Old Fellows, erzählte. Eine kleine Gruppe versprengter Quantenterroristen, angeführt von Bruder Chez Gomorrha, richtete jenseits von Eden, aber diesseits von Sodom , zunächst unbeachtet elektromagisches Dauerstörfeuer auf die Schrödinger Truppen. Mit katzenartiger Geschwindigkeit zogen sich diese in das Tempodrommetenrot von Perutztistan zurück. Lediglich ein Hilfskonvoi der Postnuclear holocaust mutants konnte bis zur „Fantastischen Mauer“ entkommen, wo sie auf eine metalepröse Truppe von entsiegelten Bakteriomorphen stießen, die sie mit infektuösem Trommelfeuer und seelenlosen „Viva la muerta“-Rufen unter der Führung des hyperpanischen Cyberdillo empfingen. Flash auf Flesh erstürmte dagegen das berühmte Cyborg Kommando „Captain Golem Golan and the outburst Planet Busters“ die Monadeninseln des Leibniz-Archipels, um hier einen prästabilierten Präposten enharmonischer Megamilben zu installieren. Aber der Plastikknochensturm im Fotonenwind entzog sich nicht der Spitzfindigkeit des „Flying Eye of heaven“, das geschwätzig jedes Detail an die videosüchtelnde Heimatfront transmittierte. Das Digilogbuch von Sergeant Salt, des leandrischen Führers der gefürchteten „death clubbers“ kommentierte: „Wir traktierten die bereits wund gescheuerte Schnauze dieses Hundesohns Clairvaux mit unseren digitalen Keulen, bis seine paranormalen Turbulatoren nur so klingelten. Aber erst als unsere prälitischen Brunnenvergifter ihre ultramarinblauen Desinfo-Tarnfische in das submarine Datennetz einschleusten, reichte die Tentakel-Time der sepiabraunen Parteioffiziere nicht mehr aus, dem dissimulierten Overthrill zu entkommen. Hätten nicht einige Darker Granaten die Ultra Lightshow unserer Powerhacker in Nueva Bagdad zerstört, hätten wir auch Clairvaux dereifiziert.“ Heute klingt das wie prämortales Geschwätz von übererstmorgen. Denn Salt wusste schon damals wie vorheute, dass sich Clairvaux mit seiner Präponderanzgarde längst zum Tannenberg-Tor hinter Dunekirchen abgesetzt hatte. Verschiedene Netzwerksymbionten sendeten aber rücksichtslos weiter Irreality-TV – anderes gibt´s ohnehin nicht mehr – bis schließlich die Datenschlammkontamination einen Informationsholocaust angerichtet hatte, der vermutlich auch für die wieder einsetzenden Kinderfadenkreuzzüge der präfigurierten Embryonalisten verantwortlich war.

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Der kollusiv veranlasste Chefunterhändler Dailyrentabomb fasste das Ergebnis lakonisch so zusammen: „Wir haben eine Psychobataille verloren, Seelenruhe ist jetzt die erste Replikantenpflicht“. Tat Twam asi.

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