Patient Nummer 1
Er war der erste Mensch, der mit einem künstlichen Herzen länger als ein paar Tage überlebte. Nach zwei Monaten hatten die Ärzte Gewissheit, sein Körper stieß es nicht ab. Es war vollbracht. Das Kunststoffherz wurde durch eine Batterie gespeist, die ebenfalls implantiert war. Ihren Ladezustand konnte man berührungslos elektronisch abfragen. Sie sollte für die nächsten acht Jahre reichen. Das Kunststoffherz war der Durchbruch. Man bräuchte keine fremden menschlichen Herzen mehr oder ein mittels Stammzellentherapie im Labor gezüchtetes oder etwa eines von einem Schwein. Das Kunststoffherz stand für eine saubere medizinische Lösung, und überdies war es ohne ethische Bedenken einsetzbar, es wurde keiner Leiche herausgeschnitten.
Patient Nummer 1 aß bald bei gutem Appetit, nachdem er das Krankenhaus verlassen hatte, liebte seine Frau, erzog die Kinder zu wertvollen Menschen, brachte im Beruf wieder die volle Leistung und pflegte seine Hobbys.
Bis unvermittelt Gedächtnisschwierigkeiten einsetzten, Konzentrationsstörungen und der teilweise Verlust von zusammenhängendem Denken. Probleme, die immer schlimmer wurden, bis sie nicht mehr beherrschbar waren.
Die Wissenschaft stand schon bereit mit einem neuen und einzigartigen Produkt: dem künstlichen Gehirn.
Und die Ärzte warteten nur darauf, es Patient Nummer 1 einzupflanzen.