B-Text
Ich arbeite an einem B-Text. Das ist ein abseitiger Text ohne Budget. Meine Auftraggeber verbleiben im Dunklen, ihre Motive sind unklar, außer dass sie damit wahrscheinlich Geld machen wollen. Womit genau, das hängt dann wohl von mir ab. Natürlich muss das alles schnell geschehen, am besten gestern. Möglichst viele Leichen, abnorme Spannung und nicht zu verachten, ein außergewöhnlich schleimiger Blick auf Unmengen nackter Haut.
Seit Tagen konsultiere ich die sogenannten Schlockmeister-Handbücher, frage die Autoren persönlich um Rat, doch sie sind zu beschäftigt. Also verkaufe ich meine Seele an den höchstbietenden Teufel und werde dann über Nacht berühmt und nehme an einem Tag X in der fernen Zukunft, der natürlich unangenehm überraschend kommt, ein plötzliches, vermutlich peinliches Ende, das mich bei vollem Bewusstsein noch ruiniert oder aber, sie killen mich gleich hier am Schreibtisch, während ich den Stift über das Papier wetze, ohne einen gewinnbringenden Satz zu erzeugen.
Es ist ausweglos. Meine Beauftragung war mein Urteil. Dabei wollte ich doch nur einen B-Text verfassen. Das ist nicht mehr als Bild-Zeitung lesen. Aber sie spüren dich auf. Und dann bist du verloren.
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