Ohne Titel.
Der Campingkocher. Die blaue Gaskartusche hatte er im Laden montiert, unter Aufsicht der Verkäuferin. Da er zusätzlich eine Rolle Klebeband kaufte, ein sogenanntes Gaffa-Band, ging sie davon aus, hier rüste sich ein junger Mann für den Besuch eines Musikfestivals. Das erklärte sie sowohl gegenüber der Polizei wie auch der Mutter, die zwei Wochen später den Laden aufsuchte. Zuhause. Der Kocher blieb noch drei Tage ungenutzt; vielleicht stand er auf dem kleinen Ablageregal im Flur, vielleicht auch auf dem Wohnzimmertisch. Es waren warme und schöne Tage und er hielt alle Fenster geöffnet, sogar über Nacht; möglicherweise wollte er etwas einlassen, von dem er selber nicht wusste, was es sein könnte. Weitere Vorbereitungen. Den Tisch kippte er und lehnte ihn an die Wand. Das Seil, dessen Herkunft nicht geklärt werden konnte, befestigte er an der Decke, in der ein Haken hing, scheinbar funktionslos, aber fest verankert. Der Brief. Er schrieb keinen Abschiedsbrief. Die Ausführung. Er setzte den Gaskocher vor die Brust und schlang ihn mit dem Gaffa-Band fest an sich – was einige unnatürliche Körperbewegungen und -drehungen erfordert haben musste. Dann stieg er auf den Stuhl und legte die Schlinge um den Hals. Er zog eine Plastiktüte über den Kopf und öffnete den Hahn des Campingkochers, sodass das Gas in die Tüte strömte. Nachdem er das Bewusstsein verloren hatte, stürzte er in die Schlinge. Die Auffindung. Nachdem sie entgegen ihrer Vereinbarungen fünf Tage lang nichts von ihm gehört hatte, verständigte die Mutter die Vermieterin, die einen Zweitschlüssel zu der Wohnung zurückgehalten hatte. Sie betrat das Wohnzimmer nicht, sondern suchte Zuflucht beim Nachbarn, der die Polizei verständigte. Wir erfuhren am Abend des Tages, an dem man ihn fand, von I.s Tod. Die Ursache. Depressionen.