Nachruf auf einen Freund #1
Crocodile Dundee ist gestorben und danach schmerzten dir die Glieder immer öfter. Man hörte die Leute sagen, du könntest nicht mehr schlafen. Manchmal sogar nicht mehr gehen. Er starb auf seiner Harley Davidson mit den Krokodillederstiefeln eingekrallt in die Gangschaltung.
Viel früher, kurz nachdem ich die Parkettböden nicht mehr mit Schornsteinen aus Lego und Kerzenwachs verkratzte, warst du es, der ich sein wollte. Was hätte ich gegeben um dein immerglühendes, grobporiges Mondgesicht, um deinen Tennisverein, deine Jogginghosen, Fußballstiefeln und dein Waldhorn.
Zwischen Stachelbeeren, auf Staub und Sand, ging die Sonne unter. Deine Schwester war ein „steiler Zahn“! Du warst wunderschön. Hinter zwei Türen habe ich gewartet, während du mit der telefoniertest, die ich am zweitliebsten sein wollte. Doch ich kaufte mir keine verranzten, klobigen Skaterschuhe. Ich lackierte mir die Fingernägel nicht bröckelig und ungeschickt und auch biss ich erst viel später an ihnen. Ich weiß nicht mehr was davon es war, weswegen du mich nicht so mochtest wie sie, aber irgendetwas muss es gewesen sein.
Gestern starrte mich ein digitales, immerglühendes, grobporiges Mondgesicht an. Verschrocken wie ein aufgescheuchtes Reh. Zerbrechlich wie der ausgedörrte Stachelbeerstrauch in eurem Garten.
Crocodile Dundee ist seit zehn Jahren tot.
Ich glaube sein Sohn ist es auch.