Pogo

Bild: Carlos Delgado; PD | CC-BY-SA

Bild: Carlos Delgado; PD | CC-BY-SA

Der Pogo hat als Tanz seine Wurzeln in der Punkszene der 1970er Jahre. Ursprünglich wurde dabei nur unkontrolliert in die Luft gesprungen. Die Bewegungen wurden im Laufe der Zeit immer heftiger. Der Pogo, den es heute in unterschiedlichsten Stilrichtungen gibt, ist auf kurzen und heftigen Körperkontakt zu anderen Personen ausgerichtet. Die Berührungen sind unter Umständen sehr schmerzhaft.

Können auch adipositasgeplagte (also fettleibige, weil übergewichtige) Menschen den Pogo tanzen? Sind sie in der Lage, den Aus-dem-Stand-Hochsprung wenigstens ansatzweise durchzuführen? Sind sie in der Lage, während des Hochsprungs mit Kopf, Rumpf, Schulter oder Armen den Tanzpartner zu berühren?

Rekordverdächtige Darbietungen sind mit meiner Freundin Juliane nicht zu erwarten. Mit ihrem blau-gelb gefärbten Hahnenkamp, Ringen in Lippe, Nase, Augenbrauen und Ohren, dem Piercing in der Zunge und extravaganter Kleidung entspricht sie voll und ganz dem Idealbild der Punkerin. Juliane ist dermaßen übergewichtig und voluminös, daß sie schon beim Stehen Schwierigkeiten hat, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und vornüber zu fallen.

Gerade einmal 5 cm beträgt ihre Rekordhöhe beim Aus-dem-Stand-Hochsprung. Die Folgen dieses Versuches waren unangenehm.

5 cm Höhe machen ihren Rekordsprung aus. Ihr Bauchspeck und ihr Busen schwappten nach oben. „Es war, als würde ich einen Kinnhaken bekommen. Für einen kurzen Augenblick hatte ich auch den Eindruck, ich würde keine Luft bekommen,“ erinnert sich die beliebte Geliebte. Halb ohnmächtig sank sie nach vorne zu Boden.

Unser Pogo sieht heute anders aus. Wir berühren miteinander mit den Bäuchen und sehen zu, daß wir uns dabei nicht auf den Hosenboden setzen. Wir küssen uns mit den Nasen. Wir tanzen den Ententanz und die Polonaise, oder wie auch immer dieser Tanz heißt, bei dem sich ganz viele Leute in einer Reihe aufstellen. Das hat zwar nichts mehr mit den ursprünglichen Absichten des Pogo zu tun – es geht schließlich nicht um Alternativen zu gesellschaftlichen Konventionen und Gepflogenheiten. Wir Dicken sehen bei unserem Tanz aber so albern aus, daß es einer Veräppelei schon sehr nahe kommt.

Andreas Rüdig

geizt mit Informationen über sich und schickt seine Texte auf Diskette per Post ein. (Gnade!)

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