Das kommt davon

„Wo ist die Olle?“
„Hinten im Plastiksack, zwei Teile.“
„Die wird angängig, ist warm draußen.“
„Ich hab‘ sie ausgenommen, alles grob rausgeschnitten, so auf die Schnelle, das meiste Blut ist auch weg… Schweinkram, sag‘ ich dir. Dann hab‘ ich drei Pfund Meersalz reingepudert, bisschen verteilt, echt Schweinkram.“
„Ich will keinen Schweinkram in meinem Auto!“
Katsche sagt nichts, er steckt sich eine an.
„Wieso denn Meersalz?“, will Erwin wissen. Sein Kumpel sieht blass aus, er hält ihm den Flachmann hin.
Katsche nimmt einen Schluck. „Ahh! — weiß nicht, stand auf der Packung.“
„Und die Gedärme, das Inwendige… wo bist du damit abgeblieben?“
„Gully, hab‘ mit dem Gartenschlauch nachgespült. Das fressen die Ratten.“
„Hmh… wir müssen sie trotzdem loswerden, sie fängt an zu stinken bei der Wärme.“

„Ich dachte beerdigen? Hast du gesagt! Elsbeth war meine Freundin.“
„Haare auf den Zähnen — das hast du gesagt. Und dass sie nicht mit der Kohle rüberkommen wollte.“
„Elsbeth war knauserig, aber sie hatte ein gutes Herz, das kannst du mir glauben. Und so einen schönen Arsch… mag man ja gar nicht mehr drüber nachdenken. Wir müssen sie beerdigen, das gehört sich so.“ Katsche überlegt kurz. „Nur die Bullen dürfen nichts merken. An der Tankstelle gibt’s Blumen, wir holen welche und werfen sie ins Loch, auf Elsbeth rauf.“
„Die filmen da alles auf der Tanke“, sagt Erwin. „Video — dann wissen die Bullen gleich Bescheid.“
„Blödsinn! Wer kauft wohl Blumen für eine, die er abgestochen hat?“
„Mach, was du willst. Du holst das Gemüse, ich geh‘ da nicht rein, ohne mich!“
„Ich nehm‘ bunte, die mochte sie.“

„Die hatten nur noch zwei Bund gelbe Lilien.“
Erwin schielt auf die Lilien und zuckt mit den Schultern
Katsche ist nicht gut drauf: „Sie hätte mich nicht anschreien sollen, dann wär‘ nichts passiert.“
„Los, komm!“ Erwin gibt Gas.
„Nichts wär‘ passiert…“

Sie stehen schwitzend vor der Grube mitten im Wald. Erst eine halbe Stunde graben, und dann noch die Schlepperei. Katsche zittert vor Anstrengung, er wankt fast.
„Ein Mal und nie wieder“, stöhnt Erwin. „Sag mal, wieviel hat Elsbeth eigentlich gewogen?“
„Das Oberteil liegt verkehrt rum, der Kopf gehört nach oben.“
„Da kräht doch kein Hahn nach, verdammt nochmal!“
„Und die Blumen haben wir auch im Auto vergessen.“
Erwin schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. „Also meinetwegen — ich hol‘ die Blumen, und du machst da unten Elsbeth fertig.“

Die Lilien hat er fallengelassen.
„Katsche? Katsche, alles klar mit dir?“
Mit einem Ruck stemmt sich Erwin aus der Grube heraus, er schaut sich sorgfältig um. Nichts. Aus, Ende, das war’s. Es fängt an zu dämmern, die Sonne taucht den Wald in goldenes Licht. Erwin spuckt sich in die Hände und greift zum Spaten.

Daudieck

– seit 1952 als Mensch geführt durchlatsche ich so meine Existenz, ich denke öfter nach, weiß aber nicht, warum, später möchte ich im Altersheim mit bunten Bällen werfen, meine Freundin ist die Tastatur, sie ist geizig, will immer die schönen Sätze für sich behalten – manchmal falle ich einfach über sie her. Ich hab jetzt übrigens einen eigenen Blog, wo ich bisher der einzige Besucher bin - macht trotzdem irgendwie Spaß: deeplooker.com

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