Die Wurst
Der See schläft unter einer dünnen Eisdecke, und Kiefern stehen still und stumm um sein Ufer herum. Sie warten auf ihr zukünftiges Leben als Jugendzimmermöbel. Schnee fällt kerzengerade, bald leicht, bald dicht, in dicken Flocken herab. Selbst der Wind hält Winterschlaf. Die Stille spendet Geborgenheit. Der Schnee deckt die Welt vor meinen Augen zu, er verhüllt Himmel, See und Bäume. Der Schneefall verschleiert mir die Sicht. Aber warum, weshalb meldet sich jetzt der Darm zu Wort? Als Großstadtwrack bin ich geheizte Klobrillen gewohnt, anregende Lektüre und sowie eine gute Zigarette. Was aber erwartet mich hier? Vielleicht fällt mich ein Fuchs an, oder ein Elch. Und wo bitte hängt hier die Spülung?
Der Darmausdruck dampft. Er ruht unter einer Kiefer, auf Moos und Gras gebettet. Ich nehme meine Mütze ab und verneige mich. Dann singe ich ein Lied, etwas Ernstes: „Nun danket alle Gott!“
Ich komme nicht umhin, noch einmal zum See zu gehen. Es schneit nicht. Kein Schneezauber, keine Stille, keine Geborgenheit. Aber die Wurst ist noch da, meine Wurst. Als ob sie auf mich gewartet hätte, als ob sie mir Lebewohl sagen wollte. Ich bin es gewohnt, schnell, sehr schnell und ohne viel Aufhebens mein Geschäft zu verrichten: Seebestattung. Vor mir aber liegt das erste Darmwerk, das noch nach Wochen da ist. Und noch viele weitere Wochen werden Fuchs und Elch darüber ihre Nasen rümpfen.