Weihnachtstagebuch

13. Dezember

So, alles klar. Dancer, Prancer, Rudolph und die anderen waren beim Tierarzt, haben ihre Impfungen bekommen. Flugtauglichkeit wurde bestätigt. Schlitten von der Werkstatt geholt, auch hier alles in Ordnung. Verblüffend, was „Reinigungsmaterial und Kleinteile“ kosten. 22. Dezember Schlitten gepackt, last minute Geschenke obenauf . Viel Elektronik dieses Jahr, jede Menge Kriegsspielzeug. Wird wohl die Lage sein. Egal – Kamin runter und untern Baum damit! Der eine Arbeitstag im Jahr…….

24. Dezember.

Hot Christmas

Showtime, Freunde! Bisschen warm am Pol heute, aber das hält ja seit Jahren schon an. Neues Licht über Grönland. Global Warming oder Terroristen-Früherkennung? Mal fragen. Mrs. Claus steht vor der Hütte, winkt, wünscht ein Frohes Fest (trotz des Telegramms des amerikanischen Bundes Wiedergeborener Christen, der unter Boykottandrohung fordert, statt politisch korrektem „Fest“ oder „Holidays“ wieder „Christmas“ zu wünschen). Kurz vor Mitternacht – die acht Stunden schaffen wir mit links.

03. August

Heiß hier auf Kuba. Leck mich am Arsch! Seit Ende Juni bin ich ans Zellengitter gekettet, höre auf dem rechten Ohr nichts mehr und scheiße nur noch flüssig. Die Finger heilen aber schön; der junge Mann, der mir grinsend sagte, ich hätte jetzt wenigstens keinen Ärger mehr mit dem Nägelschneiden, hatte recht! Mrs. C wird sich freuen, wenn ich wieder zuhause bin. Die Wampe ist weg, der Bart ist ab und mein orangefarbener Jumpsuit schlottert nur noch! Ich hätte wirklich nicht übers Weiße Haus fliegen sollen. Aber man lernt ja nicht. Schade um Rudolph; die rote Nase war immer eine prima Orientierungshilfe. Wußte nicht, daß ihre hitzesuchenden Raketen sogar auf Furzwärme reagieren. Merke: vor Langstreckenflügen kein Trockenfutter mehr! Gestern war der nette Mann wieder da. Ich glaube, ich tue ihm jetzt den Gefallen und stimme zu, daß der rote Anzug eine Al-Kaida-Uniform ist. Er verspricht ja seit langem, daß wieder nach Hause darf, wenn ich unterschreibe. Mal sehen.

28. November

Endlich wieder daheim! Amnesty hat mich rausgehauen; die kleine Notlüge (ich sei getarnter deep-cover Mossad-Agent) hat gewirkt. Natürlich werde ich mich an mein Versprechen halten, den US-Luftraum nie wieder zu überfliegen. Überhaupt habe ich den Betrieb umgestellt. Ohne Rentiere ist keine Auslieferung mehr möglich, der Schlitten soll angeblich über Mosul im Einsatz sein. Mrs. Claus hat während des Wartens Zehnfingersystem gelernt und wird jetzt für mich den Computer bedienen. Wir sind ab sofort über www.eihnachtsmann.com zu erreichen, verschicken noch am Bestelltag per UPS und nehmen alle von US-Banken ausgestellte Kreditkarten. God Bless America! And Merry Christmas, mit Betonung auf Christ. Santa Craus

Hot Christmas

 



Was von Peter J. Kraus lesen:

Peter J. Kraus

schreibt Romane. Das war allerdings nicht immer so. Angefangen hat´s mit Einzelbuchstaben. So um 1944 herum. Da war er gerade mal drei, die Tausendjährigen waren schon beim elften Zwölftel angelangt, von Adersheim aus sah man an einem Herbstabend Braunschweig brennen und er wunderte sich, ob das normal sei. Letzter Krimi: Joint Adventure

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