Dichterneid
Die Tante hat zur Hochzeit gereimt.
Die Worte werden hergenommen
wie die Nichten und Neffen,
werden gepackt
und in Form gequetscht.
Keine zehn Euro werden zugesteckt.
Der Vortrag will kein Ende nehmen,
die Bühne wird nicht leichtfertig geräumt,
gute Absichten umzäunen
die engagierte Sprecherin.
Die Beglückten staunen lautlos,
saugen Lobeshymnen aus den Fingern,
auf das so lang verborgene Talent.
In der Ecke hält ein Konkurrent
sich das blutende Ohr.
Er schweigt an ihrer Stelle,
denn spräche er das Grauen aus,
würden alle meinen
lern Du erstmal reimen.
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