Kranenburg

Kranenburg ist das Zentrum des niederrheinischen Luftsportes. Seine Ursprünge reichen bis in die 1920er Jahre zurück.

Damals war die historische Altstadt noch deutlich sichtbar mit einer Stadtmauer umschlossen. An den diversen Stadttoren gab es Wachtürme. Dort wohnten ursprünglich im Mittelalter Nachtwächter. Sie sollten vor Feuersbrüsten, herannahenden Feinden, Prügeleien vor Ort und vielem mehr warnen.

„Die Wächter / Wärter wohnten im Turm,“ berichtet Ansgar Witzelmann, seines Zeichens örtlicher Heimatforscher. „Die Arbeit war zwar körperlich nicht anstrengend, aber auch nicht schlaffördernd.“

Im Nordturm wohnte in den 1920er Jahren Norbert Schlümmels. In den örtlichen Kneipen und Wirtschaften ein Groß- und Schönredner, stand er zuhause unter dem Pantoffel. Seine Frau Roswitha hielt ihn regelmäßig kurz. Damenbesuch? Edle Konfiserieprodukte? Herrengedecke? Alles Fehlanzeige, weil ihm vorenthalten.

Was also tun? Genau: Sich die Höhe des Turms zunutze machen. Tarzan kannte man / Mann damals am Niederrhein noch nicht; die Nutzung von Lianen war also unbekannt.

Von Akrobatik, also z. B. dem Balancieren auf einem Drahtseil zwischen 2 Häusern wurde abgeraten – zu gefährlich und den Jahrmärkten vorbehalten. Da blieb nur noch das Fliegen.

Von Dädalus und Ikarus wissen wir, wie gefährlich das Fliegen von künstlichen Vögeln ist. Also suchte Ansgar nach alternativen Flug- und Fluchtmöglichkeiten. Zahllose erhalten gebliebene Zeichnungen und Skizzen zeugen von dem Erfindungsreichtun der geschundenen und deshalb fluchtbereiten Weicheis.

Ansgar konnte sogar 13 Patente beim Reichspatentamt (für leichtgewichtige städtetaugliche Fluggeräte) einreichen und erhielt sogar jeweils das Patent!

Nur – erfolgreich umsetzen konnte er keines. Sein Hausdrachen verhinderte alle Versuche mit schlagkräftigen Argumenten.

So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich abzuseilen oder eine Strickleiter zu nutzen und darauf zu hoffen, dass dies unbemerkt blieb.

Andreas Rüdig

geizt mit Informationen über sich und schickt seine Texte auf Diskette per Post ein. (Gnade!)

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