Und dann …
… dann träumte sie von einem Leben in der Stadt, denn sie wusste, Stadtluft mache frei. Sie wollte aus dem Käfig der Provinz ausbrechen, aus den Banden der Bürgerlichkeit … Und sie wollte studieren, sie wollte wissen, denn Wissen vertreibt Gespenster: Armut und Aberglaube, Vorurteil, Unsicherheit, Voreingenommenheit … Doch wusste sie das Studium nicht zu finanzieren. Und deshalb, deshalb suchte sie Arbeit, sie suchte und suchte, aber sie fand keinen Ausbeuter, der bereit war, ihr einen Lohn zu zahlen, von dem sie leben, von dem sie überleben konnte. Und dann, dann suchte sie eine Wohnung, und sie suchte und suchte, doch fand sich keine bezahlbare Bleibe in der Stadt. Und dann, dann machte ihr auch die Nahrung Sorgen, denn sie konnte sich nur vergiftete, versuchte Lebensmittel leisten, Nahrung für die Armen … Und dann, dann suchte sie den Fluss, um sich hineinzustürzen, um ihrer Suche ein Ziel zu setzen, graublaue Wellen sollten ihr Leichentuch sein, und sie suchte und suchte, aber der Fluss versteckte sich hinter Spiegelbrillen tragenden Bürohochhäusern. Und dann, dann kehrte sie heim, in die Banden der Bürgerlichkeit, in den Käfig der Provinz. Und sie wurde mit offenen Armen empfangen, die Käfigtür stand offen, ganz weit offen. Und alle rühmten diese Offenheit, sie nannten das Freiheit, und auch sie gewöhnte sich an den Käfig, an die Gitterstäbe, sie lernte mit den Jahren den Gestank, die Enge zu ertragen, denn die Tür, die Käfigtür war ja nicht verschlossen, sie konnte den Käfig jederzeit verlassen …