Iowa
1 iowa
amerika hinterlässt spuren
pappeln wandern
auf meinem fensterbrett
verschränkt mir beweglich
die sicht auf iowa
zu tief in den sitz gesunken
flimmert nur der alte himmel
kunterbunte ballenwolken
andere stratosphären
über iowa
könnte auch ein anderes sein
dieses eine
sehnsucht ist die einzige
schwebt unter dem sitz
fliegt mich nach iowa
iowa war ausgemalt, im winter
sie war es, ich denke sie ist es
während ich brösle
in ein anderes iowa
des moines ist meine hauptstadt
brocken bröseln unterhaltsam
ich spüre, ich löse mich
staubmatten, gebläse, dreck
kann mein iowa sein
nun kehrt auf
baut auf, baut auf
auf ein leben, auf iowa
sonst werde ich verrückt vor traurigkeit
2 new york city
schließlich bin ich weggelaufen. ich konnte nicht mehr dabei zusehen, wie meine mutter die kelloggs-schachtel mit den billigen cornflakes auffüllte. und ich konnte mir nicht mehr dabei zusehen, wie musichalls zu meiner tragik wurden, weil ich auf die dorfschönheiten wartete, die schlussendlich doch nicht kamen. vielleicht in vorahnung auf mich. so verließ ich des moines im winter. durch den pulverschnee stapfend klopfte ich an den häusern meiner alten lehrer und verabschiedete mich. im zug nach new york behielt ich beide arme auf den knieen.
durchnässt stand ich schließlich in einer hinterhofstraße in new york. verloren in jeglicher übersetzung betrat ich einen kolonialwarenladen, geführt von einer schwarzen familie. regale aus sperrholz, gepresst und darauf die waren. hinter der theke, an haken, fleisch, ich bestellte ein getrocknetes kaninchen. der schwarze junge kicherte zu seiner mutter und sie unterhielten sich. jetzt musste ich bezahlen, doch er kannte weder tschechische kronen, noch peruanische währung. ich gab ihm schließlich zwei euro und sagte „es sind vier dollar“. ein absichernder blick zu seiner mutter und sie schloss die augen und nickte. draußen regnete es mittlerweile. ich fühlte mich deplaziert in meiner daunenjacke, besonders als ein rauchender glatzkopf in aggressiver deckung an mir vorbeizog. ich stülpte mir die kapuze über und ging, ebenso geduckt, richtung bushaltestelle. nun hatte ich keine zigaretten und für die nacht keine bleibe. ich schaute auf das liniennetz im bushäuschen aus glas, ein labyrinth. mein geld reichte für drei wochen leben im luxus, in wärme und wohlstand. aber wie sollte ich ein hotel buchen, ohne sprache und mit einem getrockneten kaninchen. ich hyperventilierte in meine daunenjacke, saugte den dünnen deckstoff an meine lippen und hatte zusätzlich angst, eine feder würde ihn durchbohren und meine lungen verstopfen. noch einmal schaute ich auf den busplan. manhattan, bronx, iowa.
3 iowa (reprise)
sehnsucht
iowa
canoyns
iowa
manhattan
iowa
amerika
iowa
land
iowa
land, geist
iowa