kantine /ritual/
in der /kantine/ greife ich nach tablett / messer / gabel / löffel und stelle mich um soziales wohlverhalten bemüht in eine der reihen, um etwas vegetarisches / etwas paniertes / etwas kalorienarmes / etwas deftiges / etwas gedünstetes / etwas italienisches zu kaufen
danach werde ich es gem/einsam mit kollegen zu verspeisen, denen ich nichts zu sagen haben und trotzdem viel erzähle, das meiste davon erstunken/erlogen, aber wortreich und mit bemüht/vielen pointen geschmückt.
ein täglich gleichbleibendes /ritual/, wie jetzt das spähen nach einem freien tisch oder das warten auf jene kollegen, die eine längere schlange gewählt haben oder das grüssen von beruflichen kontakten.
das alles denke ich beim anblick der in ihrer weissen bluse etwas zu dünnen frau b., einer recht dummen pute mit schlechter frisur, aber mit guten langen beinen unter einem grauen bleistiftrock, und fischnetz-strümpfen, die sich eng um die muskeln ihrer waden spannen. sie hält ein tablett mit königsberger klopsen in den händen, drei nackte kugeln aus hackfleisch in einer trübsinnig weisslichen sauce, die mich an die sauce zum gestrigen fisch und an die sauce zum putengeschnetzelten von letzter woche erinnert, an tote augen und an meinen erguss auf dem farblaserausdruck eines fotos von ihr, das ich letztes jahr bei der weihnachtsfeier geknipst habe.
sie hatte, glaube ich, dasselbe an.